Impressionen / Ausgewählte Ausstellungsexponate

Seit über einem Jahr sind wir mit den Vorbereitungen zu der Ausstellung „ABGEFAHREN - das Auto in der Kunst“ beschäftigt. Wir freuen uns, Ihnen heute einen ersten Einblick in die Ausstellung zu geben, pandemiebedingt leider vorerst nur digital. Wir hoffen, sobald als möglich, Sie alle als Besucher*innen real im Museum begrüßen zu können. 

 

 

 

 

Das Auto ist das technische Gerät, mit dem sich Künstler*innen spätestens seit Beginn des 20. Jhdts. intensiv auseinandersetzen und welches sie zum zentralen Thema ihrer Kunst werden lassen. Es wird zur Projektionsfläche für große Gefühle sowie für kulturelle und politische Veränderungen. Das Auto gilt als Symbol für Flexibilität, Freiheit und Geschwindigkeit und stellt gleichzeitig eine potenziell tödliche Gefahr für Mensch und Umwelt dar.

 

Wir stellen 32 zeitgenössische Künstler*innen aus den Bereichen Fotografie, Malerei, Skulptur und Videokunst vor, die das Auto in Szene gesetzt und legendäre Bilder geschaffen haben. Die in der Ausstellung gezeigten Fotografien konfrontieren uns mit Bildern von wild abgestellten, eingewachsenen Autos ebenso wie mit auf Hochglanz polierten Oldtimern, mit Unfällen und einfach mit dem Unterwegssein im Auto. So steht die Faszination für das Auto als Alltags- und Designobjekt neben der Infragestellung unserer automobilen Zukunft im 21. Jhdt.

 

Mit großzügigen Farbflächen, breiten Pinselstrichen und herabtropfenden Farbschlieren begegnet emotional aufgeladene Malerei dem Kunstprojekt der BMW Art Cars. Dieses geht so weit, das Auto selbst zum Bildträger werden zu lassen. International anerkannte Künstler*innen haben jeweils ein BMW-Modell im Original gestaltet und somit zum Kunstobjekt geadelt. Die ersten von Hand gestalteten Originalentwürfe (Maquetten) von Sandro Chia, David Hockney, Jenny Holzer, Roy Lichtenstein und Andy Warhol werden in der Ausstellung in Marktoberdorf gezeigt – gemeinsam mit Filmsequenzen ihrer Entstehung.

 

Die Münchner Künstlerin Dana Lürken präsentiert uns eine festlich gedeckte Tafel mit silbernen Kerzenleuchtern und weißem Porzellan. Doch sind es keine köstlichen Speisen, die hier aufgetischt werden: Teller, Gläser, die gesamte Tischplatte sind mit tiefschwarzem Altöl gefüllt. Diese Installation mit der glänzenden, jedoch ungenießbaren Flüssigkeit – ästhetisch und abstoßend zugleich – regt zum Nachdenken an über unsere ambivalente Einstellung zum Rohstoff Öl und dessen zwiespältige Bedeutung für Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt.

 

Die Schweizer Künstlerin Sylvie Fleury ist mit Ihrer Video-Arbeit „Car Wash“ aus dem Jahr 1995 vertreten. Fleury ist bekannt dafür, männlich dominierte Systeme mit Weiblichkeit zu konfrontieren und so stereotype Geschlechterrollen zu entlarven. In der 56-minütigen Videoarbeit „Car Wash“ filmt sich die Künstlerin selbst beim Autowaschen in eleganter Abendkleidung – einer Handlung, die klischeebedingt die Männer am Samstag ausüben.


Die Kombination aus schicken Autos und langen Frauenbeinen als Männerfantasie hebt Fleury auf eine neue Ebene. Die Frau ist hier weder Lustobjekt noch hübsche Ergänzung zum Auto. Im Gegenteil: Sie erobert ein traditionell männliches Metier, ohne dabei ihre Weiblichkeit aufzugeben. Und das macht sie wie nebenbei…